Kamis, 08 September 2011

Biwaksack - selbst gemacht!


Nachdem ich lange gesucht und viele Varianten von verschiedensten Biwaksäcken ausprobiert habe, stand nun das Selbermachen am Ende einer langen Odyssee. Da gab es PU beschichtete Plastikhüllen, gewachste Baumwollsäcke, atmungsaktive Markensäcke und den guten alten Bundeswehrbiwaksack.

Braucht man einen Biwaksack überhaupt?

Das Für und Wieder eines (Über)sacks über den Schlafsack - zum Schutz gegen Funken, Regen oder Schmutz - ist ein kompliziertes Thema. Dazu kommen Aspekte wie Gewicht, Preis, Komfort und vieles mehr. Klar ist: ein Biwaksack sollte schützen, wärmen, möglichst trocken bleiben (und den Trotter trocken halten) sowie robust sein.

PU beschichtete Biwaksäcke


Nach meinen Erfahrungen sind PU beschichtete Säcke nicht (oder nur für die Not) zu gebrauchen. Nachteile sind der viel zu viele Schweiß, Kondenswasser und der daraus resultierende nasse Schlafsack.

Die von mir getesteten Biwaksäcke von Jack Wolfskin (JW) und (ein geliehener) GoreTex könnten unterschiedlicher nicht sein: Die Preise liegen bei 80 und knapp 300 Euro. Die Kondenswasserbildung bei JW ist fatal und bei dem Biwaksack von GoreTex gleich null. Ich war darüber sehr enttäuscht, da ich von JW bisher besseres gewöhnt war. Und ein Preis von 300 Euro - mal ehrlich - da gibt es schon leichte Einmannzelte oder Tarps. Das kann es also auch nicht sein.

Biwaksäcke aus Baumwolle


Zu den Baumwollsäcken muss ich sagen, dass diese immer gut funktioniert haben. Ich besitze einen Biwaksack aus Teflon beschichtetem Möbelbezugsstoff und ein gewachstes gekauftes Modell. Mit etwas Mühe und Sorgfalt bewähren sich die Säcke aus Baumwolle recht gut bei Nässe, sind aber immer viel zu schwer.

Immer mit dabei!

Generell sollte man sich bei einer Tour zu zweit oder mit mehr Leuten überlegen, ob sich so etwas wie ein Biwaksack wirklich lohnt. Drei Biwaksäcke und Unterlegplanen plus ein entsprechendes Tarp wiegen mindestens genau so viel wie ein gutes Zelt. Man macht da also nicht wirklich was gut. Für mich ist ein Biwaksack jedoch so etwas wie das NonPlus Ultra im Bereich Trotten und Trekking. Für mich gibt es nichts schöneres, als so direkt in der Natur zu sein wie beim Schlafen in einem Biwaksack.

Überlegungen für den Bau eines Biwaksackes

Mir ging es nun darum die Vorteile von atmungsaktiven Stoffen zu nutzen, ohne viel Geld ausgeben zu müssen. Dabei galt es die Grenze von 70 Euro nicht zu überschreiten, denn dafür bekommt man ein Modell der Bundeswehr. Wenn man Glück hat und dieses vor 2005 gekauft wurde hat man etwas Gutes in der Hand. Die Modelle danach sind zwar atmungsaktiv aber wesentlich schlechter als die alten Varianten. Diese Bivy-Modelle sind ok aber eben nicht perfekt.

Also suchte ich nach einer Möglichkeit atmungsaktive Stoffe zu bestellen. In einem Forum stieß ich auf einen Anbieter von funktionalen Stoffen und Meterware verschiedenster Art. Das Angebot ist überraschend umfangreich und die Preise - da es oft Restbestände sind - recht günstig.

Ich entschied mich für eine einfache und unanfällige Variante in Trapezform ohne Reißverschluss. Reißverschlüsse erhöhen zwar den Komfort, lassen sich aber als Leihe sehr schwer verarbeiten und sind störanfällig. Mein Biwakack sollte groß genug sein um eine Isomatte mit hinein nehmen zu können und genug Platz für einen Schlafsack sowie Ein- und Ausstieg bieten. Ein einfacher Tunnelzug am Kopfende ersetzt die Kapuze, dabei sollte der Sack aber mindesten 20 cm länger sein als man selbst. So kann man sich darunter verkriechen und auch den Kopf bei Regen ohne Unterstand schützen. Optional kann man auch das Bodenteil am Kopfende länger lassen und so eine Kapuze entstehen lassen.

Schnittmuster

Nun ging es an die Arbeit:

Ich bestellte mit also je 2 laufende Meter eines 3 Lagen Laminatstoffes für das Oberteil und ein robustes, flexibles Lagenlaminat für das Unterteil. Dazu Garn und Tape um alles wasserdicht zu bekommen. Die Lieferung und die Ware sind wirklich top - da blüht das Trotterherz.

Schnelle und problemlose Lieferung

Der Vorteil eines 3 Lagen Laminates ist, dass es nicht abgefüttert (also mit einem zweiten Stoff versehen) werden muss, damit die Membran (die meist mikroporösen Beschichtungen lassen Wasserdampf entweichen, Wassertropfen aber nicht hindurch) nicht auf der Haut klebt. Dies ist unangenehm und verhindert auch die Atmungsaktivität. Zusätzlich benötigte ich noch einen Tanka (oder auch Kordelstopper) und eine 2 m lange Kordel.

Die Grundkenntnisse des Nähens sollten beherrscht werden. Wenn man aber Hilfe hat oder sich etwas auskennt, ist die von mir genähte Variante recht einfach herzustellen. Wer grob geradeaus nähen kann, der schafft auch den Saum und die drei Seiten.

Bauanleitung Schritt für Schritt!

Ober- und Unterteil wurden mit Nahtzugabe und Saumzugabe zugeschnitten.

Der Zuschnitt

An das Ende des Tunnels am Kopfteil habe ich je eine Öse angebracht. Diese soll den leichten Schnurzug gewärleisten und verhindern, dass der Stoff an dieser Stelle ausreißt. Jetzt wurde der Saum doppelt eingeschlagen und vernäht.

Ösen anbringen

Dann werden beide Stoffe auf links gelegt und die drei Seiten zusammen genäht.


Nun noch die Kanten versäubern (also im ZickZack Stich umnähen) und wenden. Zuletzt wird die Kurdel eingefädelt und Stopper befestigt. Fertig!

Kanten einfassen oder versäubern.

Tanka und Kordel

Nach etwa zwei Stunden Arbeit war es geschafft und auf den ersten Blick war alles super gelungen.


Genug Platz zum hineinschlüpfen.

Breit genug um eine Isomatte hinein zu legen.

Der erste Test: Die Badewanne!

Also ab damit in die Badewanne. Noch ließ ich die Nähte ungetapet (besteht als Option noch). Ich verwendete beim Nähen spezielles Garn, dass beim nass werden aufquillt und die Nähte verschließen soll. Aus Erfahrung weiß ich, dass das nur bedingt gut funktioniert. Aber diese Garn ist sehr stabil und schaden kann es nicht.


Und das Ergebniss?

Tropfen perlen gut ab.
Und auch Pfützen sind kein Problem.











Den Duschtest hat der Biwaksack gut bestanden. Kein Wasser im Sack. Wenn man ihn jedoch wendet und mit Wasser füllt, dringt es durch die Nähte. Diese werde ich wohl noch abtapen, wenn ich etwas Zeit übrig habe. An den Stellen an denen ich auf dem Stoff gestanden habe wurde die Innenseite des Sacks feucht. Das waren aber auch 70 Kilo auf ca. 10 cm² - da kann das passieren. Das Sitzen auf feuchtem Untergrund war kein Problem, allerdings handelte es sich nur um ca. fünf Minuten. Gespannt bin ich auf die erste Nacht im Sack als Dauertest. Wie ist das Klima und der Schlafkomfort? Klappt alles? Dazu aber später mehr.

Fazit zum Biwaksack selber bauen

Für ca. 77 Euro etwas teurer als gewollt (habe mich vom Stoff verführen lassen). Es ginge aber auch vergleichbar in schlichterer Farbe für 50 Euro komplett. Dazu ca. zwei Stunden Arbeit und bekommen habe ich einen schlichten aber praktischen Biwaksack. Atmungsaktiv, wasserdicht und winddicht. Ohne anfällige Reißverschlüsse zum einfachen zuziehen am Hals ohne Kapuze. Eine Isomatte passt mit hinein und auch für Winterschlafsäcke ist noch genügend Platz übrig. Insgesamt bei 550 g und einem vertretbaren Packmaß (ca. eine halbe Filmdose höher als die Abgebildete - ließ sich schlecht darstellen - also 26x8 cm).

Packmaß

Für mich hat sich der Aufwand auf jeden Fall gelohnt. Man bekommt zwar bereits atmungsaktive Säcke für um die 70 Euro zu kaufen, aber dann nicht mit dieser Stoffqualität und Funktionalität und so individuell gestaltet.

Ich bin gespannt auf Eure Meinungen und den Test in der Praxis.

Euer Kurt.


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