Kamis, 01 Juli 2010

Orientierung(slos)


Unterwegs mit Karte und Kompass... Karte ja klar, aber warum Kompass - für was brauch ich den? Warum muss ich eine Karte norden? Solche und so ähnliche Aussagen habe ich schon von trotterfernen Menschen zu hören bekommen. Natürlich ist ein Kompass für einen Kurztrip meist unnötig und in Gebieten mit Zivilisationsstrukturen natürlich auch, denn der gesprächsfreudige Trotter fragt einfach nach dem Weg (Der Rat von Einheimischen ist jedoch mit Vorsicht zu genießen, man sollte sich darauf nicht verlassen!).

Trotzdem ist die Orientierung und der Umgang mit Karte und Kompass von hoher Bedeutung für eine erfolgreiche Trottertour in unbekannten Gebieten. Dieses Wissen gerät bei vielen Menschen immer mehr in Vergessenheit oder ist nur teilweise bis gar nicht vorhanden. Für diese beiden Kategorien und für den interessierten Trotter soll dieser Beitrag dienen.


Durch die GPS Navigation ist die Orientierung und Wegfindung sehr viel einfacher geworden und jedes Kind kann damit umgehen. Ganz klar - GPS ist eine wirklich geniale Erfindung! Aber was ist, wenn dieses ausfällt, weil es kaputt geht, man keinen Empfang hat, es verliert oder im Kriegsfall abgeschaltet wird?! Man kann sich darauf nicht 100%ig verlassen und ihm blind vertrauen - so wie auf alle technischen Geräte, die man immer nur als Hilfsmittel und Werkzeug sehen sollte. Deshalb benötigt der umsichtige Trotter zumindest ein gewisses Grundwissen in der Orientierung und Navigation - besonders wenn er sich verirrt hat und sich fragt, wie er wieder nach Hause findet! Nichtsdestotrotz sollte man sich zusätzlich das Wissen aneignen wie man ein GPS bedient.

Himmelsrichtungen

Nordri, Austri, Sudri, Westri sind die vier Zwerge aus der nordischen Mythologie, die den Himmel stützen der aus dem Schädel des Riesen Ymir von Odin, dem Gott der Götter, geschaffen wurde. Sie entsprechen den vier Himmelsrichtungen und heißen bei uns Norden, Osten, Süden und Westen.

Es ist recht einfach die Himmelsrichtungen ohne Kompass anhand der Sonne zu ermitteln. Im Osten geht die Sonne auf, im Süden hat sie ihren höchsten Stand und im Westen geht sie unter. Wem es schwerfällt sich das zu merken dem sind folgende Tipps mit auf den Weg gegeben:

- Japan liegt (von uns aus gesehen) im Osten und ist das Land der aufgehenden Sonne.
- Der Westen wird auch als Abendland bezeichnet und gibt somit das Untergehen der Sonne an.
- Im Süden liegen die warmen Länder und im Norden die Kälteren bzw. der Nordpol ist (meist) oben.


Die Reihenfolge bzw. die Position der Himmelsrichtungen kann der reimende Trotter sich auch anhand zweier Sprichwörter merken (im Uhrzeigersinn zu verstehen):

- Nie Ohne Seife Waschen
- Nie Ohne Schuhe Wandern

Orientierungshilfen

Als einfachen Kompass kann man seine Armbanduhr benutzen. Man richtet den Stundenzeiger auf die Sonne (Alle Tipps beziehen sich auf die nördliche Erdhalbkugel). Anschließend halbiert man den kleineren Winkel zwischen dem kleinen Zeiger und der Zwölf und hat somit die winkelhalbierende Linie, die nach Süden weist (mit einer Digitaluhr ist dieses Verfahren auch anwendbar - man zeichnet die entsprechende Zeigerstellung einfach auf ein Blatt Papier).

Eine weitere Orientierungshilfe liefert uns die Schattenstabmethode. Hierfür sucht man einen Stock und steckt diesen in die Erde. Das Ende des Schattens, der nun auf den Boden fällt, wird mit einem Stein markiert und nach einiger Zeit markiert man den neuen Punkt, an dem der Schatten den Boden berührt. Anschließend verbindet man die beiden Punkte mit einer gedachten geraden Linie oder einem zweiten Stock und hat so eine fast genaue West-Ost Linie (der erste Punkt zeigt die westliche Richtung).

In unseren Regionen weht der Wind meist von West nach Ost (bzw. die Hauptwetterrichtung ist Nordwest), somit haben Grasbüschel und Moos ihre Hauptwuchsrichtung zur windabgewandten Seite und auch Äste sind auf der windabgewandten Seite länger (mit Vorsicht zu genießen!). Zudem sind in Deutschland anscheinend die meisten Satellitenschüsseln auf Astra-Satelliten ausgerichtet und somit 19.2° nach Ost verdreht. Die Türme älterer Kirchen stehen meist auf der Westseite, Kirchenaltäre sind nach Osten ausgerichtet und Ameisenhaufen finden sich meist auf der Südseite von Bäumen und Büschen.

Die Sonne geht im Westen unter - der Trotterfotograf
befand sich somit an der Südseite des Sees

In der Nacht orientiert man sich bei wolkenlosem Himmel an den Sternen. Hier bildet auf der Nordhalbkugel der Polarstern eine gute Orientierung. Hierbei darf nicht vergessen werden, dass der Polarstern keinesfalls der hellste Punkt am Abendhimmel ist! Zu finden ist dieser an der Spitze der Deichsel des "kleinen Wagens" oder wenn man die Hinterachse des "großen Wagens" um das Fünffache verlängert.

Mit diesem Wissen haben wir einige Grundlagen für die Orientierung bei idealem Wetter erworben. Meist ist gutes Wetter natürlich nicht vorhanden, insbesondere wenn man sich verlaufen hat.

Orientierung mit Karte und Kompass

Was kann ich mit diesem Wissen anfangen wird sich der wissbegierige Trotter nun fragen. Ganz einfach: ich kann mich orientieren! Zum Beispiel indem ich meine Karte einnorde, um zu wissen, ob ich an einer Kreuzung nach links oder nach rechts trotten muss. Und ich kann in einem übersichtlichen Gelände auf diese Weise herausfinden, wo ich mich auf der Karte befinde. Ohne Karte kann ich das Wissen nutzen, um eine gewisse Wanderrichtung einzuhalten, wenn ich zum Beispiel weiß, dass sich im Osten Hilfe befindet oder ein anderer Punkt, den ich erreichen möchte.

Kirchenaltäre stehen meist im Osten und ältere Kirchen haben
eine Ost-West-Ausrichtung - der Weg führt somit voraussichtlich Richtung Westen

Bei schlechtem Wetter und ungeeignetem Gelände nützen uns die meisten oben genannten Orientierungshilfen aber wenig, so wie wir es in den Highlands von Schottland erlebt haben. Literweise Regenwasser und Nebel mit Sichtweiten unter 5 m können in den Bergen schnell zur Katastrophe führen. Es hört sich vielleicht komisch an, aber es kann sehr schwierig sein den richtigen oder überhaupt einen Weg von einem Berg ins Tal zu finden. Doch was macht der geübte Trotter in solch einer Situation? Richtig - er packt seinen Kompass aus und orientiert sich mit diesem. Da man im Nebel kein übersichtliches Gelände vorfindet ist es natürlich schwierig seine Position auf der Karte zu bestimmen. In diesem Fall müssen die Himmelsrichtungen und das ungefähre Wissen über den eigenen Standort notfalls ausreichen. Man sollte jedoch immer seine Wanderstrecke grob im Kopf haben und ungefähr wissen, ob das soeben passierte Dorf im Westen liegt oder nördlich eine Autobahn oder ein bekannter Fluss verläuft.

Abstieg in den schottischen Highlands ohne Orientierungshilfen

Zum Kompass sollte man wissen, dass sich dieser nach den magnetischen Feldlinien der Erde ausrichtet und besonders nahe der Polkappen zum magnetischen Pol weist anstatt zum geografischen. Deklination (Missweisung) und auch Inklination (Neigungswinkel) sollten also beachtet werden und sind in der einschlägigen Literatur näher beschrieben. Metallische Gegenstände beeinflussen die Kompassanzeige und müssen in großzügigem Abstand gehalten werden. Da sich das Bild der Landschaft ständig ändert sollte man auch die Karte und das Gelände möglichst oft abgleichen.

Das Einnorden einer Karte funktioniert ganz einfach, indem man die Seitenkante des Kompasses parallel zu den senkrechten Gitterlinien der Karte legt und anschließend die Karte samt Kompass solange dreht bis die Kompassnadel mit der Nordmarkierung deckungsgleich ist.

 Einnorden der Karte mittels handelsüblichen 
Kompass oder ...

... durch eine Multifunktionsuhr wie der von Suunto

Durch Vergleich von markanten Punkten im Gelände mit der Karte ist es möglich, seinen Standpunkt (es sei denn man hat sich total verirrt) zu ermitteln und/oder ggf. eine gewünschte Kursrichtung einzuschlagen. Wenn man weiß, wo man sich befindet, kann man folgendermaßen vorgehen: Den Kompass legt man auf die Karte und verbindet mit der Seitenkante den eigenen Standort und das Ziel. Anschließend bleibt der Kompass liegen und man dreht den Gradeinteilungsring des Kompasses so, dass die Nordlinien parallel zu den Gitterlinien in der Karte ausgerichtet sind. Nun ist der Kurswinkel (Marschkompasszahl) eingestellt und muss nicht mehr neu ermittelt werden. Um nun den Kurswinkel in das Gelände zu übertragen, nimmt man den Kompass von der Karte und hält ihn waagerecht vor sich hin, bis das Nordende der Nadel genau auf die Nordmarke zeigt. Der Richtungspfeil bzw. das vordere Ende des Kompasses zeigt nun die Zielrichtung an. Nun peilt man ein bestimmtes (Hilfs-)Ziel an und marschiert drauf los.

Um die gewünschte Kursrichtung zu ermitteln, werden die Nordlinien des 
Kompasses parallel zu den Gitterlinien in der Karte ausgerichtet.

Ohne alles

Rüdiger Nehberg schreibt in seinem Buch Überleben ums Verrecken, dass es im Notfall genügt eine Billig-Kompassnadel mitzunehmen und diese mit Hilfe eines Korkscheibchens oder eines Blattes auf Wasser schwimmen zu lassen oder an einen Faden aufzuhängen, um die Himmelsrichtungen zu ermitteln. Wenn man kein Wasser oder einen Faden hat, baut man sich Rüdis-Pipi-Kompass - man pinkelt sich auf die Hand und lässt die Kompassnadel drin schwimmen. Hat man keine Kompassnadel, funktioniert dies auch mit einer einfachen Nadel, indem man diese magnetisch auflädt und oben beschriebenes Prinzip anwendet.

Hat man sich komplett verlaufen und will den Heimweg finden, sind folgende Tipps hilfreich. Erstens sollte man talwärts zu gehen und zweitens sich einen Bach oder Fluss suchen und diesen abwärts folgen - sie führen immer zu Menschen. In Wüsten sollte man eher flussaufwärts Richtung Quelle gehen. Werden Wege enger und spärlicher führen sie von Menschen weg, werden sie hingegen deutlicher und breiter führen sie zu Menschen hin. Außerdem sollte man auf den Linksdrall als Rechtshänder (bzw. Rechtsdrall als Linkshänder) achten, d.h. bei Rechtsfüßern ist das rechte Bein stärker als das linke und man macht somit unweigerlich einen linken Bogen beim "Geradeausgehen".


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