Rabu, 24 Oktober 2012

Trottert(r)ip Südlicher Kungsleden (Tag 7 - 13)


Im ersten Teil unserer Wanderung auf dem südlichen Kungsleden habe ich von den Tagen 1-6 erzählt. Hier geht es nun weiter mit dem zweiten Teil unserer Reise.


Tag 7 - Gördalen - Id-Persätern

Ich erwache mit Kopfschmerzen. Die halbe Nacht hat es geregnet und das Zelt ist nass. An schlafen war kaum zu denken, die Mücken sind so klein, dass sie durch das Netz im Zelt passen und uns die ganze Nacht geärgert haben. Wir machen Frühstück und Kurt behandelt die Stiefel, mit dem Wachs, das uns freundlicherweise die Restaurantbesitzerin zur Verfügung gestellt hat. Das Wetter sieht freundlicher aus und da die Vermieterin noch nicht vor Ort ist legen wir ihr den Schlüssel mit einer Botschaft vor die Tür. Gut vorbereitet geht es weiter.





















Wir durchqueren das Drevfjäll und passieren die Drevfjällsstugan. Es regnet in Strömen und wir sind ziemlich geschafft. Den ganzen Tag laufen wir wieder in nassen Schuhen und wir versuchen hier wenigstens etwas zum trocknen zu bringen.


20 Uhr erreichen wir Id-Persätern, unser Nachtlager für den heutigen Tag. Der Weg war gut zu gehen und landschaftlich schön anzusehen. Wir schmeißen den Ofen an, waschen unsere Sachen und versuchen diese zu trocknen. Danach machen wir Jagd auf unzählige Mücken in der kleinen, sehr altertümlichen Hütte. Es gibt zwei kleine Räume mit jeweils einem Ofen, einem Tisch, Bänke, Nottelefon, Bilder, Verbandskasten, eine kleine Küche und selbst eine Tischdecke und Kerzenleuchter. Die Mücken stellen uns diese Tour wirklich auf die Probe: ohne Mückennetz kannst du hier nicht nach draußen gehen, aber kaum essen und nur selten die Landschaft genießen. Selbst als ich zum Waschen am Fluß sitze, lassen die Biester nicht locker. Bis jetzt sind wir leider auch noch auf kein anderes Tier gestoßen. Wir machen Essen und wieder stelle ich fest, dass die Trekkingnahrung sich nach einer Woche immer noch nicht geschmacklich verbessert hat.

Tag 8 - Id-Persätern - Härjasätern

Ich bin müde und zerstochen. Es regnet und die Schuhe sind nicht trocken geworden. Ich werde heute meine Füße in Mülltüten einwickeln - vielleicht hilft das etwas gegen kalt-nasse Füße. Die To(rt)ur führt uns nach Röskasen (interessant, dass in dem Wort Tortur das Wort Tour steckt ;-). Nur Sumpf, Wasser und Mücken. Die meiste Zeit regnet es und wir haben ein paar Mal den Weg verloren. Ich hatte mir vorgenommen nur mit Kompass und Karte zu navigieren, aber diesmal musste ich notgedrungen das GPS zu Rate ziehen. Ein Problem ist, dass die Markierungen auf diesem Teil des Kungsleden nur an die Bäume gemalt wurden. Doch immer wenn der Baum etwas Borke verliert, werden die Markierungen undeutlich und wir verlieren den Weg.


Wir kommen nur langsam voran, laufen aber durch ohne große Pause zu machen. Ihr ahnt bestimmt warum? Selbst beim kurzen Blick auf die Karte wird man von Mücken attackiert und das ist - plus der Nässe - schon sehr demotivierend. Unser Stimmung ist angespannt und so fällt auch das erste und einzige herbe Wort zwischen uns. Es ist wirklich frustrierend, dass ein so schönes Land mit all den Möglichkeiten und Freiheiten gerade jetzt seine unschöne Seite zeigt.

Die nächste Rasthütte heizen wir ordentlich ein, so dass sie einer Sauna gleicht. Ich hätte mir beim Holzhacken vor Erschöpfung fast das Schienbein zerhackt - was aber zum Glück nochmal gutgegangen ist. Eine schwere Verletzung hätte gravierende Auswirkungen. Wir finden etwas Ruhe, essen etwas und schlafen eine Stunde. Das Hüttenbuch erzählt spannende Geschichten: von Wasser, Wind, Sumpf, Erschöpfung ... aber auch von Elchen und sonnige Tagen. Wir tragen einen motivierenden Gruß für die Nachwelt ein. Am späten Nachmittag ziehen wir weiter. Die Sachen sind nicht ganz trocken geworden, was nicht schlimm ist, denn der Weg geht weiter durch knöchelhohes Wasser.












Gegen 7 Uhr erreichen wir eine kleine Hütte (Härjasätern) am wunderschönen See Busjön. Die Hütte ist etwas heruntergekommen und hat keinen Holzboden. Der feuchte Untergrund ist mit Rindenmulch ausgelegt. Der Wind pfeift durch die Wände, die wir deshalb mit Moos abdichten. Durch das nasse Holz und den kleinen Ofen brauchen wir eine Weile bis das Feuer ordentlich brennt. Wir trocknen unsere Sachen und ich begebe mich an den See und genieße diesen wunderschönen Ausblick. Um 21 Uhr haben wir eine echte Sauna und auch draußen kann man sich eine Weile ohne Mücke aufhalten. Kurt nutzt die Chance um zu baden, gerade als er nackt am Wasser steht kommt ein Boot mit drei Anglern aus der Bucht gefahren... besser hätte es nicht klappen können und wer von den vier beteiligten Personen am meisten überrascht war lassen wir hier offen. Zum Abendessen gibt es serbischen Reistopf, eine Abwechslung zu den Nudeln.












Tag 9 - Härjasätern - Flötningen

Um 7 Uhr klingelt der Wecker, denn wir wollen früh los. Heute geht es nach Flötningen und wir sind gespannt auf die eventuellen Flußüberquerungen und Überschwemmungen, die uns erwarten könnten und vor denen uns gewarnt wurde. Aber wir sehen der Sache entspannt entgegen und freuen uns sogar auf etwas Action. Die halbe Nacht hat mich eine Mücke gequält und ich habe sie nicht erwischen können. Kurt entzündet das Feuer und ich mache Kaffee. Das Wetter ist bewölkt und nass. 13 km sind es bis Flötningen und der Weg beginnt mit Sumpf und Schlamm - was sonst...












Um 15:33 Uhr liegen ein paar interessante und aufregende Stunden hinter uns. Die 13 km bis nach Flötningen waren gingen sich gut, gegen Mittag waren wir dort. Und tatsächlich: unterwegs fehlte die Brücke über den Fluß. Mutig wie wir sind: Schuhe aus und durchwaten... Leider war der Fluß nicht so breit und spektakulär wie erwartet und somit auch keine wirkliche Herausforderung. Das Gute daran war jedoch, dass wir unsere geplante Route weiter gehen konnten, ohne umkehren zu müssen.

Wir wollten in Flötningen ein Hostel und einen Supermarkt ansteuern. Das Hostel gab es schonmal gar nicht, dafür aber den Supermarkt. Es war einfach lecker, ein Snickers und etwas Lakritze zu naschen. Nach einem kurzen Gespräch mit dem Verkäufer machten wir uns in die Gegenrichtung nach Storbo auf zu einem Hof namens MonGard. Nach 45 Minuten straffen Fußmarsch die Straße entlang erreichen wir einen sehr schönen und idyllischen Ort. Wir wurden gleich von einem Hund begrüßt und eine freundliche ältere Dame zeigte uns das freie Zimmer. 380 SEK sind nicht wenig Geld - doch das gönnten wir uns. Ich freue mich auf eine heiße Dusche, trockene Klamotten und einen Abend ohne Mücken. Einfach klasse. Gegen halb sieben regnet es wieder Bindfäden und man könnte denken die Welt geht unter. Heute aber nicht für uns, denn wir trinken gemütlich ein Bier und genießen den Urlaub, im Sessel sitzend im warmen Leseraum des Anwesens.

Flußüberquerung
Unterkunft MonGard












Tag 10 - Flötningen - Guttudalskojan

Gegen 7 Uhr stehen wir auf - heute liegen 18 km vor uns. Das Wetter ist trüb, aber es regnet noch nicht. Heute sind wir glücklich denn alle Sachen sind trocken, auch die Schuhe! Ich mache Wasser heiß für den Kaffee und stelle fest, dass sich ein Muskelkater breit macht. Ungewöhnlich.

Pünktlich zum Mittagessen befinden wir uns an einem kleinen Windschutz mitten im Sumpf. Die Mücken machen heute Urlaub und ab und zu kommt sogar die Sonne hervor. Wir befinden uns zwar mitten im Sumpfgebiet, laufen aber über einen geschotterten Weg und kommen somit gut voran. Mittagessen heute: Nudeln in Tomatensauce Napoli, guten Appetit!

Unser erstes Rentier

16:30 Uhr: Sind in Guttudalskojan. War nochmal ganz schön anstrengend für die Füße. Ich mache Feuer und Kurt geht baden in dem nahegelegenen Fluß. Die Mücken verschonen uns anscheinend heute mal und ich bin sogar mit fast trockenen Füßen angekommen. Und noch ein sehr glücklicher Moment: heute haben wir das erste Mal Rentiere gesehen. Anscheinend kommen diese wirklich erst weiter im Norden gehäuft vor. Das erste haben wir im Wald entdeckt mit einem unglaublich riesigen Geweih. Dann ein braunes und ein weißes, die uns auf dem Weg entgegenliefen. Dann haben sie uns anscheinend wahrgenommen und sind geflüchtet. Nach einer Weile sind sie uns jedoch wieder gefolgt und haben unglücklich versucht sich hinter den Bäumen zu verstecken. Die Samen sagen: Ein weißes Rentier bringt Glück - uns läuft das Glück sogar nach! Toll!












Die Hütte in Guttudalskojan ist wirklich gut ausgestattet. Ofen, Schlafbänke und Lagerfeuerstelle vor der Hütte. Um 18 Uhr machen wir Abendbrot mit Hühnerrisotto und Gemüse. Ich habe echt Kohldampf. Zusätzlich gibt es Kekse und ein Ovo-Sportgetränk. Danach haben wir die Hütte schön aufgeheizt und die geschundenen Füße eingerieben. Anschließend noch ein kleines Lagerfeuer und den Abend ausklingen lassen. Der Tag geht in mehrfarbigem Rot zu ende, ein Schauspiel, das verblüffend schön ist.

Tag 11 - Guttudalskojan - Grövelsjön

8 Uhr: das Aufstehen fällt schwer und wir brechen auf. Es regnet wie aus Kübeln. Oh je das Wetter! Halb eins erreichen wir einen Hof mit einer Rasthütte nahe der norwegischen Grenze. Die schwedische Bäuerin schaut uns nur ungläubig an, als wir patschnass aus dem sumpfigen Wald hervortreten und "Hey" rufen. In einem kurzen Gespräch erwähnen wir, dass wir in Sälen gestartet sind - vor allem bei dem Wetter - ihre Augen werden noch größer. Sie wendet sich wieder der Fütterung ihrer Tiere zu und begibt sich trockenen Fußes in ihren Gummistiefeln zurück ins Haus. Wir steuern die Rasthütte an, die voll belegt ist von Kurztourenwanderern. Wir essen nur kurz und machen uns schnell wieder los, denn das sind uns doch zu viele Menschen. Wäre das Wetter heute nicht so schlecht, dann hätte man hier einen sehr idyllischen Hof mit Ziegen, Hunden und mehreren Hütten.


Heute prägen gigantische Sumpffelder und Dauerregen unsere Tour. Wir müssen oft hunderte von Metern die Sumpffläche umgehen, da wir darin einfach versinken würden. Das ist mühselig und zeitaufwendig. Schuhe, Strümpfe usw. waren nach kurzer Zeit wieder völlig durchnässt. Doch eigentlich könnte es uns mittlerweile egal sein wie nass es ist. Da wir nur wenige Kilometer von unserem Ziel entfernt sind, treffen wir wieder vermehrt auf Wanderer, die Tagesausflüge absolvieren. Das Gelände wird ebener und ist besser ausgebaut.


Auf einmal ist es geschafft. Um sechs sitzen wir bei einem Kaffee im Restaurant der Fjällstation Grövelsjön.

Völlig durchnässt sind wir hier angekommen und haben uns ein Minizimmer mit 4 Betten und ohne Ausblick genommen. Ganz schön teuer (550 SEK für uns beide). Die Fjällstation ist gigantisch groß und überlaufen. Es gibt hier Sauna, Massage, Duschen und Yoga. Man kann seine Thermoskanne in ein Regal stellen, einen Zettel befestigen was rein soll und wie durch ein Wunder ist sie am nächsten Morgen befüllt. Und so kann der Wanderer mit warmen Tee die umliegenden 10 km erkunden: welch Ironie, es gibt sogar einen Einkaufsshop, der Gummistiefel verkauft. Selbst ein Lesezimmer und einen Fernsehraum gibt es hier. Das Schönste für uns ist, neben der Sauna, jedoch der Trockenraum. Wir lassen es uns erst einmal gutgehen und entspannen in den Ruheecken.

Freudige Ankunft in Grövelsjön

Halb neun gelangen wir in die Küche und ein Einheimischer muss uns erst einmal erklären, dass man den Herd zusätzlich über eine Zeitschaltuhr einschalten muss. Danke dafür, denn sonst hätten wir noch ewig gewartet und wären vielleicht verhungert. Alle elektrischen Geräte sind zur Sicherheit mit solchen Uhren versehen.... Toll aber wie lange braucht eigentlich so ein Rührei? Zu unserem Trost fallen wenig später die nächsten Deutschen darauf herein - aber wir helfen doch gerne.

Tag 12 - Grövelsjön Tagesausflug

Die Nacht war sehr erholsam - keine Mücken, ein weiches Bett und trockene Sachen. Wir verlängern das Zimmer für eine Nacht und machen uns heute leicht bepackt den nächstgelegenen Berg hinauf. Es ist kühl und luftig, aber der Ausblick ist super und die Sonne scheint.

Dort sind wir gestartet!
Auf dem Höhepunkt unserer Tour.











Wir machen ein letztes kleines Mittagessen und verbrauchen unsere Vorräte, bevor wir uns zurück zur Station machen und mehrere Saunagänge absolvieren. Dabei kommen wir mit zwei Schweden ins Gespräch und tauschen etliche Wandererfahrungen aus.

Tag 13 - Grövelsjön - Stockholm - Berlin

Heute nehmen wir den Bus nach Mora und fahren von dort mit dem Zug nach Stockholm. Die Busse hier in Schweden sind ziemlich pünktlich obwohl sie diese langen Strecken zurücklegen. Morgen früh geht dann der Flug zurück nach Berlin und wir verbringen die halbe Nacht am Flughafen. Gemütlich ist das nicht, doch die vielen Bildschirme auf denen Olympia übertragen wird nehmen uns die Langeweile. Wir freuen uns darauf zurück in die Heimat zu kommen und können einen großen Schatz an Erfahrung und Geschichten mitbringen.


Schweden ist für uns wahrscheinlich immer eine Reise wert, Natur, Tiere und Menschen, alles lädt dazu ein. Einfach war diese Tour auf keinen Fall, doch jede Beschwerlichkeit hatte ihren Reiz und wir sind glücklich sie gemeistert zu haben.


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