Rabu, 10 Oktober 2012

Trottert(r)ip Südlicher Kungsleden (Tag 1 - 6)


Unsere letzte Schwedentour mit dem Kanu ist schon gute fünf Jahre her. Deshalb wurde es nun Zeit dieses schöne Land noch einmal zu bereisen - diesmal jedoch zu Fuß. Ausgesucht haben wir uns einen Abschnitt des südlichen Kungsleden: von Sälen (eigentlich das Ende des Kungsleden) nach Grövelsjön. Unser Ziel bestand darin, diese ca. 180 km in 10 Tagen zu bewältigen und die gesamte Verpflegung dabei zu haben. Eine kleine Herausforderung, denn der Rucksack sollte noch einigermaßen tragfähig sein. Dies ist der erste Teil des Berichts und der zweite folgt alsbald.


Tag 1 - Berlin - Stockholm - Sälen

Die Planung für eine Reise nach Schweden in die "Pampa" war am Anfang gar nicht so einfach. Anfangs suchten wir verzweifelt nach Alternativen zum Flugzeug, z.B. mit der Bahn von Deutschland nach Schweden. Das ist gar nicht so einfach, denn die DB hat keinen Einblick in den schwedischen Bahnverkehr bzw. ist ab einem gewissen Punkt nicht mehr in der Lage weiter zu helfen. Zudem ist es unglaublich teuer und langwierig. Das gleiche gilt für das Auto - die Fahrt ist einfach viel zu lang für die kurze Zeit und würde sich zu zweit finanziell nicht rechnen. Ab vier Personen könnte man mit der Fähre vergleichbar günstig reisen, zu zweit aber auf keinen Fall. Somit blieb doch nur noch das Flugzeug. Wir flogen von Berlin nach Stockholm in 1 1/2 Stunden. Etwas problematisch war lediglich die Anreise nach Berlin. Das Flugzeug ging so früh, dass wir in Berlin am Flughafen übernachten mussten, weil um die Uhrzeit kein Zug zu bekommen war. Alles in allem klappte der Flug super mit problemloser Abfertigung (Rucksäcke 16 und 17 kg) und kurzen Wartezeiten.

Wir entschieden uns nach langem Hin und Her einen Gaskocher mitzunehmen. In der Nähe des Stockholmer Bahnhofs besorgten wir noch zwei Gaskartuschen (450 g und 100 g, wobei die letztere im Nachhinein betrachtet nicht gebraucht wurde) für unseren Kocher. Dort im Laden habe ich die vielen Gummistiefel bewundert, die im Laufe der Tour noch sehr nützlich gewesen wären... Weiter ging es mit dem Zug nach Borlänge. Hier kamen einige Sorgen auf, da der Zug Verspätung hatte. Ein schwedischer Student bot uns an bei ihm zu übernachten, wenn wir in Borlänge nicht weiterkämen (danke!). Alles ging jedoch gut und wir haben den Bus nach Sälen erreicht. Die gesamte Anreise, Flug, Zug- und Bustour haben wir vorher über das Internet recherchiert und gebucht.

Ankunft in Sälen - die Stimmung ist schlecht

Die endlose Fahrt endete in dem menschenleeren Ort um 20:30 Uhr, nachdem wir 06:30 Uhr mit dem Flugzeug in Berlin gestartet waren. Dementsprechend fertig waren wir auch. Wir gehörten zu den letzten Passagieren, nachdem der Bus sich über die Strecke allmählich geleert hatte. Wahnsinn, an was für verlassenen Orten die Menschen ausgestiegen sind. Schweden empfing uns mit strömendem Regen. In Skandinavien sind ja die Städte ziemlich langgezogen und wir hatten die Vermutung, dass uns der Busfahrer am Ende der Stadt abgeladen hatte. Somit mussten wir noch etliche Kilometer laufen, um in die Nähe unseres Startpunktes zu gelangen und bezogen erschöpft und durchnässt eine kleine Herberge, um uns für den darauffolgenden Tag zu erholen (Kosten für uns beide 330 SEK).

Tag 2 - Sälen - Närfjällsstugan

Dieser Tag begonn mit Sonnenschein, Kaffee und Müsli. Wie schon erwähnt tragen wir die gesamte Verpflegung im Rucksack und unsere Mahlzeiten sind mit verschiedenen Müslisorten, Fertiggerichten, Getränke und Snacks für jeden Tag fest eingeplant. Das Müsli haben wir eingeschweißt und mit Milch aus Milchpulver und Wasser zubereitet. Um Wasser brauchten wir uns keine Sorgen zu machen, da es das im Überfluß gibt. Jeder von uns trägt zu Beginn ca. 5-6 kg Verpflegung mit sich, was das Gesamtgewicht des Rucksacks auf gute 17 kg steigen lässt. Es ist also ein gutes Gefühl ein gutes Frühstück zu haben und gleichzeitig zu wissen, dass der Rucksack nach jeder Mahlzeit etwas leichter wird.









Nachdem wir weitere endlose Straßen entlanggelaufen sind, erreichen wir unseren Anfang des südlichen Kungsleden und sind über einen betonierten Wanderweg überrascht. Das wird sich später und in den darauffolgenden Tagen noch dramatisch ändern. Wir genießen die Sonne und das angenehme Wandern und begegnen - wie üblich in der Nähe von Orten - schwedischen Wanderern mit denen wir kurze Gespräche führen bevor uns der Weg weiter nach Norden treibt. Überrascht waren wir von den vielen Blockhütten und kleineren Windschutzhütten, die insgesamt sehr schön und sauber sind und in fast regelmäßigen Abständen am Wanderweg auftauchen. Gelesen hatten wir davon, doch so zahlreich hatten wir sie nicht erwartet und uns die meiste Zeit auf zelten eingerichtet.

Unser Startpunkt des südlichen Kungsleden - das Ende

Die Hütten sind natürlich komfortabler und im späteren Verlauf der Wanderung sind sie ein echter Glücksfall für nasse erschöpfte Wanderer wie uns, denn in jeder Hütte gibt es einen Ofen mit Feuerholz, Tisch und Bänke. Unterschieden wird zwischen Rasthütten, Übernachtungshütten und offenen Windschutzhütten: in den Rasthütten ist meist nur das Rasten gestattet. Oft befindet sich auch eine abgeschlossene Übernachtungsmöglichkeit in der selben Hütte oder in einem Nachbarbau. Die Schlüssel dafür bekommt man als STF Mitglied gegen Gebühr im Vorfeld zugeschickt oder im nächst größeren Ort beim Hüttenwart, der STF oder der Touristinformation. Die Übernachtungshütten unterscheiden sich auch in Qualität und Größe. In einigen ist ein Nottelefon vorhanden und sogar auf Doppelstockbetten mit Matrazen und einer kleinen Küche kann man treffen. Für diese Art Hütte ist im Nachhinein ein entsprechender Geldbetrag zu überweisen. Neben der eigentlichen Hütte befindet sich immer ein Holzschuppen mit Säge und Axt, sowie ein externes Trockenklo. Die Schweden scheinen jedenfalls ihre Wanderer echt zu lieben und wir wünschen uns diese Sauberkeit und Gastfreundlichekit auch in deutschen Wäldern.


Der weitere Weg führt über Wiesen, durch Wälder und durch einige Sümpfe. Dabei ist der reguläre Wanderweg meist durch Holzbretter ausgelegt, die mehr oder weniger gut ausgebaut und erhalten sind. Zu diesem Zeitpunkt waren wir sehr froh darüber nicht jetzt schon nasse Füße zu bekommen und loben den gut ausgebauten Wanderweg. Denn der Tag war ziemlich anstrengend und es war einfach kein Ende in Sicht. Begleitet wurden wir von unendlich viele Mücken, einem Frosch und einigen Vögeln, bis wir endlich die schöne und geräumige Närfjällsstugan (Närfjall Hütte) erreichten, die einen Ofen und ein Hilfstelefon besitzt.

...weg durch das Sumpfgebiet
Ein mit Brettern ausgelegter Wander-...















Tag 3 - Närfjällsstugan - Björnholmsstugan

Um 6 Uhr startet der Tag mit Frühstück und wenig später ziehen wir weiter. Viele Mücken und ein sumpfiger Weg lagen vor uns. Die Sonne brennt und ich bekomme einen Sonnenbrand. Gegen Mittag erreichen wir die Lillbäckstugan, eine kleine Windschutzhütte an einem großen Fluß mit Hängebrücke. Wir waschen unsere Klamotten, machen Mittagessen und gehen baden. Ein sehr schönes Plätzchen hier.

Wirklich bewährt: Semptec Gaskocher
Die Sonne scheint mir auf ...











Am frühen Abend erreichen wir die Björnholmsstugan. Eine sehr schöne und große Übernachtungshütte mit 12 Betten (mit Matrazen), einer kleinen Küche, einem Trockenraum und einen großen Aufenthaltsraum (für 100 SEK pP). Unsere Schuhe sind nass und wir hacken Holz um die Hütte zu wärmen und unser Essen zu kochen. Heute haben wir den Fulufjället Nationalpark erreicht und hoffen, endlich Elche und andere Tiere zu sehen. Der heutige Tag war die reinste Tortur. Sehr anstrengende sumpfige Wege und unendlich viele Mücken, die einem schlagartig alles Blut mit einmal aussaugen, sobald man stehen bleibt. Wir erkennen, dass die kommenden Tage nicht leichter werden und entscheiden uns ab morgen etwas kürzer zu treten, denn Zeit haben wir genug.

Komfort im Fulufjället Nationalpark

Tag 4 - Björnholmsstugan - Tangastugan

Es ist halb acht und so ein bequemes Bett gibt man nicht so leicht auf. Es ist bewölkt und ich bin sicher heute wird es regnen. Es ist ziemlich frisch und es gibt bereits den ersten Regenschauer als wir uns aufmachen in Richtung Norden zu ziehen.


Halb elf machen wir eine Pause um uns zu erholen. Der Weg ist felsig und wir mussten einen ziemlich wandererfeindlichen Berg überwinden. Die Landschaft ist wirklich schön, doch die Ursprünglichkeit hat ihren Preis. Unser Zustand bis jetzt: von Mücken gepeinigt, nasse Hose, nasse Schuhe und Erschöpfung pur.

Man fragt sich was das soll?

Ankunft in Tangastugan um halb drei - heute waren es nur 12 km, gefühlte 20 km und wirklich anstrengend. Wir haben den Weg kurz verloren und waren einige Zeit in Norwegen unterwegs ohne es richtig zu bemerken. Eine tolle Landschaft und eine kilometerweite Sicht in dieser kahlen Fjälllandschaft. Das Wetter verbesserte sich etwas, der Regen ließ nach, doch der Wind war kräftig. Wir folgten der ersten Elchspur doch konnten leider immer noch keines dieser Tiere erblicken.

Man sieht diesem Baum an wie roh die Natur sein kann.

Unser Tag endet in der recht kleinen aber schönen Tangastugan. Dort treffen wir drei Deutsche aus dem Raum Stuttgart. Doch es sind keine "normalen" Wanderer wie wir. Die drei haben ein Experiment gestartet und leben bzw. wandern mit ganz einfachen und traditionellen Mitteln: Schuhe und Klamotten haben sie selbst genäht. Als Rucksack dient ein Korb in dem sich Behälter mit getrockneter Nahrung befindet. Feuer machen sie mit einem Feuerstein und das nasse Baumwollzelt, das sie bei sich hatten, wog um die 30 kg. Respekt und Faszination durchfährt mich. Erschöpft und froh über meine trockene Wanderhose genieße ich still diese fremde und interessante Wandervariante.

Während des Abendessens erscheinen noch mehr (deutsche) Wanderer. Da die Hütte schon voll ist, ziehen sie dorthin weiter von wo aus wir gestartet sind. Wir hoffen sie sind gut bis Björnholmsstugan durchgekommen, denn wir haben dafür unglaubliche 6 Stunden gebraucht (für 12 km!). Entweder waren wir in einem echten Wandertief oder der Weg war wirklich so beschwerlich. Aber wir wissen: nach etwa drei Tagen stellt sich der Körper erst richtig auf die Strapazen ein. Somit sollte es morgen also wirklich sehr viel flotter gehen.

Tag 5 - Tangastugan - Rörsjöstugan

Diese Nacht war unglaublich grausam. Normalerweise vermeiden wir es während unserer Wandertouren bei anderen Wanderern zu nächtigen. Und das hat einen Grund: schnarchen. Einer? der Jungs hat in der Nacht dermaßen geschnarcht, dass selbst die Ohrstöpsel und der Auszug von Kurt vor die Hütte (ihm) kaum geholfen hat. Dort war es zwar luftiger und ruhiger, doch machten die Mücken das schlafen unmöglich.


Um acht starteten wir unseren Weg durch abwechslungsreiches Fjällland und erreichten kurz vor der Mittagszeit die Tangsjöstugan. Das Wetter verbessert sich und es wird sonniger. Der Weg hierher war geprägt durch Regenschauer, Flußüberquerungen und wiedereinmal viel Sumpf. Nasse Füße sind die Folge und wir versuchen hier die Schuhe wenigstens etwas trockner zu bekommen. Kurt war bis hierher mit seinen Meindl Wanderstiefeln immer zufrieden, doch es wird klar, dass man das Fjällland trockenen Fußes nur in Gummistiefeln oder im Winter durchqueren kann.

Von Stein zu Stein und auch mal daneben.











Gegen 2 Uhr erreichen wir Sämmanskojan. Eine echte Minihütte mit Ofen. Wir treffen vier Schweden mit denen wir uns kurz unterhalten. Zu unserer Überraschung schenken sie uns Kaffee und Gebäck, das von der Geburtstagsfeier übriggeblieben ist. Eine Feier mitten in der Pampa! Nun fängt es fürchterlich an zu regnen und wir machen es uns in der kleinen Hütte gemütlich. Kurze Zeit darauf kommen zwei völlig durchnässte Schweden herein die wir herzlich aufnehmen und mit denen wir in der schön geheizten Hütte gemütlich Tee trinken und uns unterhalten.

Gebäck und Kaffee am Kungsleden

Nach dem Regenschauer geht es weiter. Gegen sechs erreichen wir Rörsjöstugan. Eine Art kleine Siedlung mit mehreren Übernachtungshütten, Preis 110 SEK p.P. Wir entscheiden uns hier zu übernachten, treffen ein deutsches Pärchen, die den Kungsleden von Norden nach Süden wandern und plaudern genüsslich. Sie erzählen uns, dass sie nach Flötningen den Fluß zwecks Überschwemmung und fehlender Brücke nicht überqueren konnten und deshalb von ein paar Schweden mit dem Auto mitgenommen wurden. Da wir keinen Umweg gehen wollen nehmen wir diese Herausforderung an und werden uns in ca. vier Tagen die Sache vor Ort ansehen.


Das Gebiet ist ziemlich sumpfig sonst hätten wir das Zelt aufgeschlagen. Untergebracht sind wir hier mit einer französischen Familie, die wirklich sehr wortkarg ist. In Rörsjöstugan gibt es einen kleinen Kiosk und eine Sauna (schwed. Bastu). Wir gehen am nahegelegenen See baden und machen Essen. Unsere Trekkingmahlzeit ist schon ganz gut und soweit es geht abwechslungsreich, aber nach ein paar Tagen hängen mir die Nudeln im meist immer gleichen Geschmack zum Halse raus.

Tag 6 - Rörsjöstugan - Gördalen

07:17 Uhr Frühstück. Das Wetter draußen sieht aus wie ich mich fühle. Äußerst windig, Regen und Nebel. Widerlich. Heute steuern wir den Zeltplatz in Gördalen an. Bin gespannt was uns dort erwartet. Vorher geht es jedoch zum größten Wasserfall Schwedens, dem Njupeskar. Aufgrund des Regens und des Nebels war der Wasserfall weniger spektakulär als erwartet. Gegen 12 Uhr kommen wir in Harrsjöstugan an. Meine Uhr ist wieder mal stehengeblieben und ich kann die Zeit nur schätzen. Nun sitzen wir hier in einer kleinen Hütte mit einem Schweden und seinem Hund. Wir machen Kaffee und hoffen, dass sich das Wetter bessert.














Halb fünf erreichen wir Gördalen. So ein kleines Kaff gibts gar nicht. Hier gibt es eine Straße, ein paar Häuser und ein Restaurant - größtenteils hergerichtet für Winterbesucher. Das Tarptent stellen wir auf der anliegenden Wiese der Restaurantbesitzerin auf, zahlen 50 SEK und dürfen die Dusche und Toilette des Restaurants für die Nacht nutzen. Hier bestellen wir uns gleich einen riesigen Burger und ein Bier. Das tut gut, denn der Weg hierher war wieder sehr beschwerlich. Wind, Sumpf, Regen, Nebel und viele Steinfelder, die das voran kommen sehr schwer machen. Um 6 Uhr trinken wir unser zweites Bier, das übrigens - wer hätte es gedacht - verdammt teuer ist.


Die heiße Dusche hat verdammt gut getan und ich schätze bei solchen Wanderungen die Dinge, die so selbstverständlich sind, umso mehr. Es regnet, die Mücken nerven und ich schlafe ein.


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