Rabu, 31 Oktober 2012

Sauerkrautlasagne

frei nach Tim Mälzer "Greenbox"

Es ist Krautfestsaison da draußen! In vielen Dörfern und Ortschaften reihen sich dieser Tage Imbissbuden, Bierbänke und Verkaufsstände aneinander, Blasmusikkapellen tröten Gassenhauer vor sich hin und die Luft duftet nach Sauerkraut und Schupfnudeln! Und von solch einer zunftigen Folkloreveranstaltung haben wir letzte Woche eimerweise feinstes Sauerkaut aus unserem exzellenten heimischem Spitzkohl mit in die Stadt gebracht, welches nun mit seinem milden Aroma und vor Vitamin C nur so strotzend im Kühlschrank darauf wartet verarbeitet zu werden. Auch wenn ich das Zeug in etwas Butter angeschwenkt, einem Schluck Weißwein abgelöscht und mit etwas Kümmel abgeschmeckt problemlos jederzeit mit einer Scheibe herzhaftem Bauernbrot vertilgen kann, ist doch dann und wann eine kreativere Form der Zubereitung willkommen.

Die Sauerkrautlasagne verbindet die Frische und das Aroma meines geliebten Sauerkrauts mit der heimeligen Gemütlich- und Geselligkeit einer klassischen Lasagne. Versammelt Eure Freunde am Tisch, die kalten Abende können kommen!

Zutaten
600 g frisches Sauerkraut (ca. 500g Abtropfgewicht)
6 Lasagneplatten
100 g Schalotten
4-6 Tomaten (je nach Größe)
250 g Sahne
30 g Butter
150 g Comté, Gruyère oder ein ähnlicher Käse
200 ml Weißwein
100 ml Apfelsaft
250 ml Gemüsebrühe
2 EL Honig
1 EL Weizenmehl
Kümmel
Majoran
ein Lorbeerblatt

Zubereitung
Zuerst das Sauerkraut mit den Händen kräftig ausdrücken und den Sauerkrautsaft in einer Schüssel auffangen. Die Schalotten in Ringe schneiden, das Sauerkraut grob hacken.



Die Butter in einem Topf oder einer großen Pfanne erhitzen und schmelzen lassen. Die Schalottenringe hinzufügen und eine Minute bei mittlerer Temperatur sanft braten. Dann das gehackte Sauerkraut hinzugeben und einige Minuten braten bis es beginnt Farbe anzunehmen. Das Lorbeerblatt, den Honig und den Kümmel unterrühren und mutig salzen.



Die Temperatur etwas erhöhen und nach zwei bis drei Minuten mit dem Weißwein ablöschen. Kochen lassen bis die Flüssigkeit vollständig verdampft ist. Danach den selben Vorgang zunächst mit dem Sauerkrautsaft und anschließend mit dem Apfelsaft wiederholen.


Nun die Sahne, das Mehl und die Brühe in eine Schüssel geben und mit dem Schneebesen aufschlagen. 



Sobald der Apfelsaft im Topf verdampft ist, die Mischung zum Kraut geben und fünf Minuten bei reduzierter Hitze köcheln lassen. Den Majoran zufügen und mit Salz, Pfeffer und etwas Honig abschmecken. Das Ganze noch etwas köcheln lassen bis es eine cremige Konsistenz entwickelt hat. Die Auflaufformen bereitstellen (wir haben zwei Stück verwendet) und den Backofen auf 200 Grad vorheizen. Die Tomaten in Scheiben schneiden.

Nun jeweils eine Kelle vom Sauerkraut in die Form füllen, mit Käse bedecken und einer Lasagneblatte abschließen. Dies wiederholen bis die Lasagneblatten aufgebraucht sind und mit den Tomatenscheiben belegen.

Nun im vorgeheizten Ofen eine halbe Stunde lang ausbacken bis die Küche traumhaft riecht und die Tomaten lecker geröstet aussehen.

Mit einem frischen, pfeffrigen Salat servieren!





Rabu, 24 Oktober 2012

Trottert(r)ip Südlicher Kungsleden (Tag 7 - 13)


Im ersten Teil unserer Wanderung auf dem südlichen Kungsleden habe ich von den Tagen 1-6 erzählt. Hier geht es nun weiter mit dem zweiten Teil unserer Reise.


Tag 7 - Gördalen - Id-Persätern

Ich erwache mit Kopfschmerzen. Die halbe Nacht hat es geregnet und das Zelt ist nass. An schlafen war kaum zu denken, die Mücken sind so klein, dass sie durch das Netz im Zelt passen und uns die ganze Nacht geärgert haben. Wir machen Frühstück und Kurt behandelt die Stiefel, mit dem Wachs, das uns freundlicherweise die Restaurantbesitzerin zur Verfügung gestellt hat. Das Wetter sieht freundlicher aus und da die Vermieterin noch nicht vor Ort ist legen wir ihr den Schlüssel mit einer Botschaft vor die Tür. Gut vorbereitet geht es weiter.





















Wir durchqueren das Drevfjäll und passieren die Drevfjällsstugan. Es regnet in Strömen und wir sind ziemlich geschafft. Den ganzen Tag laufen wir wieder in nassen Schuhen und wir versuchen hier wenigstens etwas zum trocknen zu bringen.


20 Uhr erreichen wir Id-Persätern, unser Nachtlager für den heutigen Tag. Der Weg war gut zu gehen und landschaftlich schön anzusehen. Wir schmeißen den Ofen an, waschen unsere Sachen und versuchen diese zu trocknen. Danach machen wir Jagd auf unzählige Mücken in der kleinen, sehr altertümlichen Hütte. Es gibt zwei kleine Räume mit jeweils einem Ofen, einem Tisch, Bänke, Nottelefon, Bilder, Verbandskasten, eine kleine Küche und selbst eine Tischdecke und Kerzenleuchter. Die Mücken stellen uns diese Tour wirklich auf die Probe: ohne Mückennetz kannst du hier nicht nach draußen gehen, aber kaum essen und nur selten die Landschaft genießen. Selbst als ich zum Waschen am Fluß sitze, lassen die Biester nicht locker. Bis jetzt sind wir leider auch noch auf kein anderes Tier gestoßen. Wir machen Essen und wieder stelle ich fest, dass die Trekkingnahrung sich nach einer Woche immer noch nicht geschmacklich verbessert hat.

Tag 8 - Id-Persätern - Härjasätern

Ich bin müde und zerstochen. Es regnet und die Schuhe sind nicht trocken geworden. Ich werde heute meine Füße in Mülltüten einwickeln - vielleicht hilft das etwas gegen kalt-nasse Füße. Die To(rt)ur führt uns nach Röskasen (interessant, dass in dem Wort Tortur das Wort Tour steckt ;-). Nur Sumpf, Wasser und Mücken. Die meiste Zeit regnet es und wir haben ein paar Mal den Weg verloren. Ich hatte mir vorgenommen nur mit Kompass und Karte zu navigieren, aber diesmal musste ich notgedrungen das GPS zu Rate ziehen. Ein Problem ist, dass die Markierungen auf diesem Teil des Kungsleden nur an die Bäume gemalt wurden. Doch immer wenn der Baum etwas Borke verliert, werden die Markierungen undeutlich und wir verlieren den Weg.


Wir kommen nur langsam voran, laufen aber durch ohne große Pause zu machen. Ihr ahnt bestimmt warum? Selbst beim kurzen Blick auf die Karte wird man von Mücken attackiert und das ist - plus der Nässe - schon sehr demotivierend. Unser Stimmung ist angespannt und so fällt auch das erste und einzige herbe Wort zwischen uns. Es ist wirklich frustrierend, dass ein so schönes Land mit all den Möglichkeiten und Freiheiten gerade jetzt seine unschöne Seite zeigt.

Die nächste Rasthütte heizen wir ordentlich ein, so dass sie einer Sauna gleicht. Ich hätte mir beim Holzhacken vor Erschöpfung fast das Schienbein zerhackt - was aber zum Glück nochmal gutgegangen ist. Eine schwere Verletzung hätte gravierende Auswirkungen. Wir finden etwas Ruhe, essen etwas und schlafen eine Stunde. Das Hüttenbuch erzählt spannende Geschichten: von Wasser, Wind, Sumpf, Erschöpfung ... aber auch von Elchen und sonnige Tagen. Wir tragen einen motivierenden Gruß für die Nachwelt ein. Am späten Nachmittag ziehen wir weiter. Die Sachen sind nicht ganz trocken geworden, was nicht schlimm ist, denn der Weg geht weiter durch knöchelhohes Wasser.












Gegen 7 Uhr erreichen wir eine kleine Hütte (Härjasätern) am wunderschönen See Busjön. Die Hütte ist etwas heruntergekommen und hat keinen Holzboden. Der feuchte Untergrund ist mit Rindenmulch ausgelegt. Der Wind pfeift durch die Wände, die wir deshalb mit Moos abdichten. Durch das nasse Holz und den kleinen Ofen brauchen wir eine Weile bis das Feuer ordentlich brennt. Wir trocknen unsere Sachen und ich begebe mich an den See und genieße diesen wunderschönen Ausblick. Um 21 Uhr haben wir eine echte Sauna und auch draußen kann man sich eine Weile ohne Mücke aufhalten. Kurt nutzt die Chance um zu baden, gerade als er nackt am Wasser steht kommt ein Boot mit drei Anglern aus der Bucht gefahren... besser hätte es nicht klappen können und wer von den vier beteiligten Personen am meisten überrascht war lassen wir hier offen. Zum Abendessen gibt es serbischen Reistopf, eine Abwechslung zu den Nudeln.












Tag 9 - Härjasätern - Flötningen

Um 7 Uhr klingelt der Wecker, denn wir wollen früh los. Heute geht es nach Flötningen und wir sind gespannt auf die eventuellen Flußüberquerungen und Überschwemmungen, die uns erwarten könnten und vor denen uns gewarnt wurde. Aber wir sehen der Sache entspannt entgegen und freuen uns sogar auf etwas Action. Die halbe Nacht hat mich eine Mücke gequält und ich habe sie nicht erwischen können. Kurt entzündet das Feuer und ich mache Kaffee. Das Wetter ist bewölkt und nass. 13 km sind es bis Flötningen und der Weg beginnt mit Sumpf und Schlamm - was sonst...












Um 15:33 Uhr liegen ein paar interessante und aufregende Stunden hinter uns. Die 13 km bis nach Flötningen waren gingen sich gut, gegen Mittag waren wir dort. Und tatsächlich: unterwegs fehlte die Brücke über den Fluß. Mutig wie wir sind: Schuhe aus und durchwaten... Leider war der Fluß nicht so breit und spektakulär wie erwartet und somit auch keine wirkliche Herausforderung. Das Gute daran war jedoch, dass wir unsere geplante Route weiter gehen konnten, ohne umkehren zu müssen.

Wir wollten in Flötningen ein Hostel und einen Supermarkt ansteuern. Das Hostel gab es schonmal gar nicht, dafür aber den Supermarkt. Es war einfach lecker, ein Snickers und etwas Lakritze zu naschen. Nach einem kurzen Gespräch mit dem Verkäufer machten wir uns in die Gegenrichtung nach Storbo auf zu einem Hof namens MonGard. Nach 45 Minuten straffen Fußmarsch die Straße entlang erreichen wir einen sehr schönen und idyllischen Ort. Wir wurden gleich von einem Hund begrüßt und eine freundliche ältere Dame zeigte uns das freie Zimmer. 380 SEK sind nicht wenig Geld - doch das gönnten wir uns. Ich freue mich auf eine heiße Dusche, trockene Klamotten und einen Abend ohne Mücken. Einfach klasse. Gegen halb sieben regnet es wieder Bindfäden und man könnte denken die Welt geht unter. Heute aber nicht für uns, denn wir trinken gemütlich ein Bier und genießen den Urlaub, im Sessel sitzend im warmen Leseraum des Anwesens.

Flußüberquerung
Unterkunft MonGard












Tag 10 - Flötningen - Guttudalskojan

Gegen 7 Uhr stehen wir auf - heute liegen 18 km vor uns. Das Wetter ist trüb, aber es regnet noch nicht. Heute sind wir glücklich denn alle Sachen sind trocken, auch die Schuhe! Ich mache Wasser heiß für den Kaffee und stelle fest, dass sich ein Muskelkater breit macht. Ungewöhnlich.

Pünktlich zum Mittagessen befinden wir uns an einem kleinen Windschutz mitten im Sumpf. Die Mücken machen heute Urlaub und ab und zu kommt sogar die Sonne hervor. Wir befinden uns zwar mitten im Sumpfgebiet, laufen aber über einen geschotterten Weg und kommen somit gut voran. Mittagessen heute: Nudeln in Tomatensauce Napoli, guten Appetit!

Unser erstes Rentier

16:30 Uhr: Sind in Guttudalskojan. War nochmal ganz schön anstrengend für die Füße. Ich mache Feuer und Kurt geht baden in dem nahegelegenen Fluß. Die Mücken verschonen uns anscheinend heute mal und ich bin sogar mit fast trockenen Füßen angekommen. Und noch ein sehr glücklicher Moment: heute haben wir das erste Mal Rentiere gesehen. Anscheinend kommen diese wirklich erst weiter im Norden gehäuft vor. Das erste haben wir im Wald entdeckt mit einem unglaublich riesigen Geweih. Dann ein braunes und ein weißes, die uns auf dem Weg entgegenliefen. Dann haben sie uns anscheinend wahrgenommen und sind geflüchtet. Nach einer Weile sind sie uns jedoch wieder gefolgt und haben unglücklich versucht sich hinter den Bäumen zu verstecken. Die Samen sagen: Ein weißes Rentier bringt Glück - uns läuft das Glück sogar nach! Toll!












Die Hütte in Guttudalskojan ist wirklich gut ausgestattet. Ofen, Schlafbänke und Lagerfeuerstelle vor der Hütte. Um 18 Uhr machen wir Abendbrot mit Hühnerrisotto und Gemüse. Ich habe echt Kohldampf. Zusätzlich gibt es Kekse und ein Ovo-Sportgetränk. Danach haben wir die Hütte schön aufgeheizt und die geschundenen Füße eingerieben. Anschließend noch ein kleines Lagerfeuer und den Abend ausklingen lassen. Der Tag geht in mehrfarbigem Rot zu ende, ein Schauspiel, das verblüffend schön ist.

Tag 11 - Guttudalskojan - Grövelsjön

8 Uhr: das Aufstehen fällt schwer und wir brechen auf. Es regnet wie aus Kübeln. Oh je das Wetter! Halb eins erreichen wir einen Hof mit einer Rasthütte nahe der norwegischen Grenze. Die schwedische Bäuerin schaut uns nur ungläubig an, als wir patschnass aus dem sumpfigen Wald hervortreten und "Hey" rufen. In einem kurzen Gespräch erwähnen wir, dass wir in Sälen gestartet sind - vor allem bei dem Wetter - ihre Augen werden noch größer. Sie wendet sich wieder der Fütterung ihrer Tiere zu und begibt sich trockenen Fußes in ihren Gummistiefeln zurück ins Haus. Wir steuern die Rasthütte an, die voll belegt ist von Kurztourenwanderern. Wir essen nur kurz und machen uns schnell wieder los, denn das sind uns doch zu viele Menschen. Wäre das Wetter heute nicht so schlecht, dann hätte man hier einen sehr idyllischen Hof mit Ziegen, Hunden und mehreren Hütten.


Heute prägen gigantische Sumpffelder und Dauerregen unsere Tour. Wir müssen oft hunderte von Metern die Sumpffläche umgehen, da wir darin einfach versinken würden. Das ist mühselig und zeitaufwendig. Schuhe, Strümpfe usw. waren nach kurzer Zeit wieder völlig durchnässt. Doch eigentlich könnte es uns mittlerweile egal sein wie nass es ist. Da wir nur wenige Kilometer von unserem Ziel entfernt sind, treffen wir wieder vermehrt auf Wanderer, die Tagesausflüge absolvieren. Das Gelände wird ebener und ist besser ausgebaut.


Auf einmal ist es geschafft. Um sechs sitzen wir bei einem Kaffee im Restaurant der Fjällstation Grövelsjön.

Völlig durchnässt sind wir hier angekommen und haben uns ein Minizimmer mit 4 Betten und ohne Ausblick genommen. Ganz schön teuer (550 SEK für uns beide). Die Fjällstation ist gigantisch groß und überlaufen. Es gibt hier Sauna, Massage, Duschen und Yoga. Man kann seine Thermoskanne in ein Regal stellen, einen Zettel befestigen was rein soll und wie durch ein Wunder ist sie am nächsten Morgen befüllt. Und so kann der Wanderer mit warmen Tee die umliegenden 10 km erkunden: welch Ironie, es gibt sogar einen Einkaufsshop, der Gummistiefel verkauft. Selbst ein Lesezimmer und einen Fernsehraum gibt es hier. Das Schönste für uns ist, neben der Sauna, jedoch der Trockenraum. Wir lassen es uns erst einmal gutgehen und entspannen in den Ruheecken.

Freudige Ankunft in Grövelsjön

Halb neun gelangen wir in die Küche und ein Einheimischer muss uns erst einmal erklären, dass man den Herd zusätzlich über eine Zeitschaltuhr einschalten muss. Danke dafür, denn sonst hätten wir noch ewig gewartet und wären vielleicht verhungert. Alle elektrischen Geräte sind zur Sicherheit mit solchen Uhren versehen.... Toll aber wie lange braucht eigentlich so ein Rührei? Zu unserem Trost fallen wenig später die nächsten Deutschen darauf herein - aber wir helfen doch gerne.

Tag 12 - Grövelsjön Tagesausflug

Die Nacht war sehr erholsam - keine Mücken, ein weiches Bett und trockene Sachen. Wir verlängern das Zimmer für eine Nacht und machen uns heute leicht bepackt den nächstgelegenen Berg hinauf. Es ist kühl und luftig, aber der Ausblick ist super und die Sonne scheint.

Dort sind wir gestartet!
Auf dem Höhepunkt unserer Tour.











Wir machen ein letztes kleines Mittagessen und verbrauchen unsere Vorräte, bevor wir uns zurück zur Station machen und mehrere Saunagänge absolvieren. Dabei kommen wir mit zwei Schweden ins Gespräch und tauschen etliche Wandererfahrungen aus.

Tag 13 - Grövelsjön - Stockholm - Berlin

Heute nehmen wir den Bus nach Mora und fahren von dort mit dem Zug nach Stockholm. Die Busse hier in Schweden sind ziemlich pünktlich obwohl sie diese langen Strecken zurücklegen. Morgen früh geht dann der Flug zurück nach Berlin und wir verbringen die halbe Nacht am Flughafen. Gemütlich ist das nicht, doch die vielen Bildschirme auf denen Olympia übertragen wird nehmen uns die Langeweile. Wir freuen uns darauf zurück in die Heimat zu kommen und können einen großen Schatz an Erfahrung und Geschichten mitbringen.


Schweden ist für uns wahrscheinlich immer eine Reise wert, Natur, Tiere und Menschen, alles lädt dazu ein. Einfach war diese Tour auf keinen Fall, doch jede Beschwerlichkeit hatte ihren Reiz und wir sind glücklich sie gemeistert zu haben.


Rabu, 10 Oktober 2012

Trottert(r)ip Südlicher Kungsleden (Tag 1 - 6)


Unsere letzte Schwedentour mit dem Kanu ist schon gute fünf Jahre her. Deshalb wurde es nun Zeit dieses schöne Land noch einmal zu bereisen - diesmal jedoch zu Fuß. Ausgesucht haben wir uns einen Abschnitt des südlichen Kungsleden: von Sälen (eigentlich das Ende des Kungsleden) nach Grövelsjön. Unser Ziel bestand darin, diese ca. 180 km in 10 Tagen zu bewältigen und die gesamte Verpflegung dabei zu haben. Eine kleine Herausforderung, denn der Rucksack sollte noch einigermaßen tragfähig sein. Dies ist der erste Teil des Berichts und der zweite folgt alsbald.


Tag 1 - Berlin - Stockholm - Sälen

Die Planung für eine Reise nach Schweden in die "Pampa" war am Anfang gar nicht so einfach. Anfangs suchten wir verzweifelt nach Alternativen zum Flugzeug, z.B. mit der Bahn von Deutschland nach Schweden. Das ist gar nicht so einfach, denn die DB hat keinen Einblick in den schwedischen Bahnverkehr bzw. ist ab einem gewissen Punkt nicht mehr in der Lage weiter zu helfen. Zudem ist es unglaublich teuer und langwierig. Das gleiche gilt für das Auto - die Fahrt ist einfach viel zu lang für die kurze Zeit und würde sich zu zweit finanziell nicht rechnen. Ab vier Personen könnte man mit der Fähre vergleichbar günstig reisen, zu zweit aber auf keinen Fall. Somit blieb doch nur noch das Flugzeug. Wir flogen von Berlin nach Stockholm in 1 1/2 Stunden. Etwas problematisch war lediglich die Anreise nach Berlin. Das Flugzeug ging so früh, dass wir in Berlin am Flughafen übernachten mussten, weil um die Uhrzeit kein Zug zu bekommen war. Alles in allem klappte der Flug super mit problemloser Abfertigung (Rucksäcke 16 und 17 kg) und kurzen Wartezeiten.

Wir entschieden uns nach langem Hin und Her einen Gaskocher mitzunehmen. In der Nähe des Stockholmer Bahnhofs besorgten wir noch zwei Gaskartuschen (450 g und 100 g, wobei die letztere im Nachhinein betrachtet nicht gebraucht wurde) für unseren Kocher. Dort im Laden habe ich die vielen Gummistiefel bewundert, die im Laufe der Tour noch sehr nützlich gewesen wären... Weiter ging es mit dem Zug nach Borlänge. Hier kamen einige Sorgen auf, da der Zug Verspätung hatte. Ein schwedischer Student bot uns an bei ihm zu übernachten, wenn wir in Borlänge nicht weiterkämen (danke!). Alles ging jedoch gut und wir haben den Bus nach Sälen erreicht. Die gesamte Anreise, Flug, Zug- und Bustour haben wir vorher über das Internet recherchiert und gebucht.

Ankunft in Sälen - die Stimmung ist schlecht

Die endlose Fahrt endete in dem menschenleeren Ort um 20:30 Uhr, nachdem wir 06:30 Uhr mit dem Flugzeug in Berlin gestartet waren. Dementsprechend fertig waren wir auch. Wir gehörten zu den letzten Passagieren, nachdem der Bus sich über die Strecke allmählich geleert hatte. Wahnsinn, an was für verlassenen Orten die Menschen ausgestiegen sind. Schweden empfing uns mit strömendem Regen. In Skandinavien sind ja die Städte ziemlich langgezogen und wir hatten die Vermutung, dass uns der Busfahrer am Ende der Stadt abgeladen hatte. Somit mussten wir noch etliche Kilometer laufen, um in die Nähe unseres Startpunktes zu gelangen und bezogen erschöpft und durchnässt eine kleine Herberge, um uns für den darauffolgenden Tag zu erholen (Kosten für uns beide 330 SEK).

Tag 2 - Sälen - Närfjällsstugan

Dieser Tag begonn mit Sonnenschein, Kaffee und Müsli. Wie schon erwähnt tragen wir die gesamte Verpflegung im Rucksack und unsere Mahlzeiten sind mit verschiedenen Müslisorten, Fertiggerichten, Getränke und Snacks für jeden Tag fest eingeplant. Das Müsli haben wir eingeschweißt und mit Milch aus Milchpulver und Wasser zubereitet. Um Wasser brauchten wir uns keine Sorgen zu machen, da es das im Überfluß gibt. Jeder von uns trägt zu Beginn ca. 5-6 kg Verpflegung mit sich, was das Gesamtgewicht des Rucksacks auf gute 17 kg steigen lässt. Es ist also ein gutes Gefühl ein gutes Frühstück zu haben und gleichzeitig zu wissen, dass der Rucksack nach jeder Mahlzeit etwas leichter wird.









Nachdem wir weitere endlose Straßen entlanggelaufen sind, erreichen wir unseren Anfang des südlichen Kungsleden und sind über einen betonierten Wanderweg überrascht. Das wird sich später und in den darauffolgenden Tagen noch dramatisch ändern. Wir genießen die Sonne und das angenehme Wandern und begegnen - wie üblich in der Nähe von Orten - schwedischen Wanderern mit denen wir kurze Gespräche führen bevor uns der Weg weiter nach Norden treibt. Überrascht waren wir von den vielen Blockhütten und kleineren Windschutzhütten, die insgesamt sehr schön und sauber sind und in fast regelmäßigen Abständen am Wanderweg auftauchen. Gelesen hatten wir davon, doch so zahlreich hatten wir sie nicht erwartet und uns die meiste Zeit auf zelten eingerichtet.

Unser Startpunkt des südlichen Kungsleden - das Ende

Die Hütten sind natürlich komfortabler und im späteren Verlauf der Wanderung sind sie ein echter Glücksfall für nasse erschöpfte Wanderer wie uns, denn in jeder Hütte gibt es einen Ofen mit Feuerholz, Tisch und Bänke. Unterschieden wird zwischen Rasthütten, Übernachtungshütten und offenen Windschutzhütten: in den Rasthütten ist meist nur das Rasten gestattet. Oft befindet sich auch eine abgeschlossene Übernachtungsmöglichkeit in der selben Hütte oder in einem Nachbarbau. Die Schlüssel dafür bekommt man als STF Mitglied gegen Gebühr im Vorfeld zugeschickt oder im nächst größeren Ort beim Hüttenwart, der STF oder der Touristinformation. Die Übernachtungshütten unterscheiden sich auch in Qualität und Größe. In einigen ist ein Nottelefon vorhanden und sogar auf Doppelstockbetten mit Matrazen und einer kleinen Küche kann man treffen. Für diese Art Hütte ist im Nachhinein ein entsprechender Geldbetrag zu überweisen. Neben der eigentlichen Hütte befindet sich immer ein Holzschuppen mit Säge und Axt, sowie ein externes Trockenklo. Die Schweden scheinen jedenfalls ihre Wanderer echt zu lieben und wir wünschen uns diese Sauberkeit und Gastfreundlichekit auch in deutschen Wäldern.


Der weitere Weg führt über Wiesen, durch Wälder und durch einige Sümpfe. Dabei ist der reguläre Wanderweg meist durch Holzbretter ausgelegt, die mehr oder weniger gut ausgebaut und erhalten sind. Zu diesem Zeitpunkt waren wir sehr froh darüber nicht jetzt schon nasse Füße zu bekommen und loben den gut ausgebauten Wanderweg. Denn der Tag war ziemlich anstrengend und es war einfach kein Ende in Sicht. Begleitet wurden wir von unendlich viele Mücken, einem Frosch und einigen Vögeln, bis wir endlich die schöne und geräumige Närfjällsstugan (Närfjall Hütte) erreichten, die einen Ofen und ein Hilfstelefon besitzt.

...weg durch das Sumpfgebiet
Ein mit Brettern ausgelegter Wander-...















Tag 3 - Närfjällsstugan - Björnholmsstugan

Um 6 Uhr startet der Tag mit Frühstück und wenig später ziehen wir weiter. Viele Mücken und ein sumpfiger Weg lagen vor uns. Die Sonne brennt und ich bekomme einen Sonnenbrand. Gegen Mittag erreichen wir die Lillbäckstugan, eine kleine Windschutzhütte an einem großen Fluß mit Hängebrücke. Wir waschen unsere Klamotten, machen Mittagessen und gehen baden. Ein sehr schönes Plätzchen hier.

Wirklich bewährt: Semptec Gaskocher
Die Sonne scheint mir auf ...











Am frühen Abend erreichen wir die Björnholmsstugan. Eine sehr schöne und große Übernachtungshütte mit 12 Betten (mit Matrazen), einer kleinen Küche, einem Trockenraum und einen großen Aufenthaltsraum (für 100 SEK pP). Unsere Schuhe sind nass und wir hacken Holz um die Hütte zu wärmen und unser Essen zu kochen. Heute haben wir den Fulufjället Nationalpark erreicht und hoffen, endlich Elche und andere Tiere zu sehen. Der heutige Tag war die reinste Tortur. Sehr anstrengende sumpfige Wege und unendlich viele Mücken, die einem schlagartig alles Blut mit einmal aussaugen, sobald man stehen bleibt. Wir erkennen, dass die kommenden Tage nicht leichter werden und entscheiden uns ab morgen etwas kürzer zu treten, denn Zeit haben wir genug.

Komfort im Fulufjället Nationalpark

Tag 4 - Björnholmsstugan - Tangastugan

Es ist halb acht und so ein bequemes Bett gibt man nicht so leicht auf. Es ist bewölkt und ich bin sicher heute wird es regnen. Es ist ziemlich frisch und es gibt bereits den ersten Regenschauer als wir uns aufmachen in Richtung Norden zu ziehen.


Halb elf machen wir eine Pause um uns zu erholen. Der Weg ist felsig und wir mussten einen ziemlich wandererfeindlichen Berg überwinden. Die Landschaft ist wirklich schön, doch die Ursprünglichkeit hat ihren Preis. Unser Zustand bis jetzt: von Mücken gepeinigt, nasse Hose, nasse Schuhe und Erschöpfung pur.

Man fragt sich was das soll?

Ankunft in Tangastugan um halb drei - heute waren es nur 12 km, gefühlte 20 km und wirklich anstrengend. Wir haben den Weg kurz verloren und waren einige Zeit in Norwegen unterwegs ohne es richtig zu bemerken. Eine tolle Landschaft und eine kilometerweite Sicht in dieser kahlen Fjälllandschaft. Das Wetter verbesserte sich etwas, der Regen ließ nach, doch der Wind war kräftig. Wir folgten der ersten Elchspur doch konnten leider immer noch keines dieser Tiere erblicken.

Man sieht diesem Baum an wie roh die Natur sein kann.

Unser Tag endet in der recht kleinen aber schönen Tangastugan. Dort treffen wir drei Deutsche aus dem Raum Stuttgart. Doch es sind keine "normalen" Wanderer wie wir. Die drei haben ein Experiment gestartet und leben bzw. wandern mit ganz einfachen und traditionellen Mitteln: Schuhe und Klamotten haben sie selbst genäht. Als Rucksack dient ein Korb in dem sich Behälter mit getrockneter Nahrung befindet. Feuer machen sie mit einem Feuerstein und das nasse Baumwollzelt, das sie bei sich hatten, wog um die 30 kg. Respekt und Faszination durchfährt mich. Erschöpft und froh über meine trockene Wanderhose genieße ich still diese fremde und interessante Wandervariante.

Während des Abendessens erscheinen noch mehr (deutsche) Wanderer. Da die Hütte schon voll ist, ziehen sie dorthin weiter von wo aus wir gestartet sind. Wir hoffen sie sind gut bis Björnholmsstugan durchgekommen, denn wir haben dafür unglaubliche 6 Stunden gebraucht (für 12 km!). Entweder waren wir in einem echten Wandertief oder der Weg war wirklich so beschwerlich. Aber wir wissen: nach etwa drei Tagen stellt sich der Körper erst richtig auf die Strapazen ein. Somit sollte es morgen also wirklich sehr viel flotter gehen.

Tag 5 - Tangastugan - Rörsjöstugan

Diese Nacht war unglaublich grausam. Normalerweise vermeiden wir es während unserer Wandertouren bei anderen Wanderern zu nächtigen. Und das hat einen Grund: schnarchen. Einer? der Jungs hat in der Nacht dermaßen geschnarcht, dass selbst die Ohrstöpsel und der Auszug von Kurt vor die Hütte (ihm) kaum geholfen hat. Dort war es zwar luftiger und ruhiger, doch machten die Mücken das schlafen unmöglich.


Um acht starteten wir unseren Weg durch abwechslungsreiches Fjällland und erreichten kurz vor der Mittagszeit die Tangsjöstugan. Das Wetter verbessert sich und es wird sonniger. Der Weg hierher war geprägt durch Regenschauer, Flußüberquerungen und wiedereinmal viel Sumpf. Nasse Füße sind die Folge und wir versuchen hier die Schuhe wenigstens etwas trockner zu bekommen. Kurt war bis hierher mit seinen Meindl Wanderstiefeln immer zufrieden, doch es wird klar, dass man das Fjällland trockenen Fußes nur in Gummistiefeln oder im Winter durchqueren kann.

Von Stein zu Stein und auch mal daneben.











Gegen 2 Uhr erreichen wir Sämmanskojan. Eine echte Minihütte mit Ofen. Wir treffen vier Schweden mit denen wir uns kurz unterhalten. Zu unserer Überraschung schenken sie uns Kaffee und Gebäck, das von der Geburtstagsfeier übriggeblieben ist. Eine Feier mitten in der Pampa! Nun fängt es fürchterlich an zu regnen und wir machen es uns in der kleinen Hütte gemütlich. Kurze Zeit darauf kommen zwei völlig durchnässte Schweden herein die wir herzlich aufnehmen und mit denen wir in der schön geheizten Hütte gemütlich Tee trinken und uns unterhalten.

Gebäck und Kaffee am Kungsleden

Nach dem Regenschauer geht es weiter. Gegen sechs erreichen wir Rörsjöstugan. Eine Art kleine Siedlung mit mehreren Übernachtungshütten, Preis 110 SEK p.P. Wir entscheiden uns hier zu übernachten, treffen ein deutsches Pärchen, die den Kungsleden von Norden nach Süden wandern und plaudern genüsslich. Sie erzählen uns, dass sie nach Flötningen den Fluß zwecks Überschwemmung und fehlender Brücke nicht überqueren konnten und deshalb von ein paar Schweden mit dem Auto mitgenommen wurden. Da wir keinen Umweg gehen wollen nehmen wir diese Herausforderung an und werden uns in ca. vier Tagen die Sache vor Ort ansehen.


Das Gebiet ist ziemlich sumpfig sonst hätten wir das Zelt aufgeschlagen. Untergebracht sind wir hier mit einer französischen Familie, die wirklich sehr wortkarg ist. In Rörsjöstugan gibt es einen kleinen Kiosk und eine Sauna (schwed. Bastu). Wir gehen am nahegelegenen See baden und machen Essen. Unsere Trekkingmahlzeit ist schon ganz gut und soweit es geht abwechslungsreich, aber nach ein paar Tagen hängen mir die Nudeln im meist immer gleichen Geschmack zum Halse raus.

Tag 6 - Rörsjöstugan - Gördalen

07:17 Uhr Frühstück. Das Wetter draußen sieht aus wie ich mich fühle. Äußerst windig, Regen und Nebel. Widerlich. Heute steuern wir den Zeltplatz in Gördalen an. Bin gespannt was uns dort erwartet. Vorher geht es jedoch zum größten Wasserfall Schwedens, dem Njupeskar. Aufgrund des Regens und des Nebels war der Wasserfall weniger spektakulär als erwartet. Gegen 12 Uhr kommen wir in Harrsjöstugan an. Meine Uhr ist wieder mal stehengeblieben und ich kann die Zeit nur schätzen. Nun sitzen wir hier in einer kleinen Hütte mit einem Schweden und seinem Hund. Wir machen Kaffee und hoffen, dass sich das Wetter bessert.














Halb fünf erreichen wir Gördalen. So ein kleines Kaff gibts gar nicht. Hier gibt es eine Straße, ein paar Häuser und ein Restaurant - größtenteils hergerichtet für Winterbesucher. Das Tarptent stellen wir auf der anliegenden Wiese der Restaurantbesitzerin auf, zahlen 50 SEK und dürfen die Dusche und Toilette des Restaurants für die Nacht nutzen. Hier bestellen wir uns gleich einen riesigen Burger und ein Bier. Das tut gut, denn der Weg hierher war wieder sehr beschwerlich. Wind, Sumpf, Regen, Nebel und viele Steinfelder, die das voran kommen sehr schwer machen. Um 6 Uhr trinken wir unser zweites Bier, das übrigens - wer hätte es gedacht - verdammt teuer ist.


Die heiße Dusche hat verdammt gut getan und ich schätze bei solchen Wanderungen die Dinge, die so selbstverständlich sind, umso mehr. Es regnet, die Mücken nerven und ich schlafe ein.