Senin, 04 Oktober 2010

Mit dem Rad nach München


Was tun, wenn wenig Zeit auf große Entfernung trifft? Man muss schneller trotten, oder eben das Rad nehmen. Diesmal geht die Reise vom heimischen Leipzig nach München.


Vorbereitung

Aus Erfahrung weiß ich, das ich mit Radwanderkarten im Maßstab 1:15.000 gut zurecht komme. Den Beginn der Strecke kenne ich gut von kürzeren Ausflügen ins Leipziger Umland. So reichen mir zwei Kartenblätter der Radtourenkarten: 18 (Oberfranken - Vogtland) und 22 (Fränkische Alb - Altmühltal). Lediglich eine Radwanderkarte Maßstab 1:75.000 Münchner Umland habe ich noch dabei um mich in München besser zurecht zu finden.

Was die Ausrüstung angeht, bin ich durch meine Trottertouren gut versorgt und weiß, womit ich auskomme. Meine drei Packtaschen bieten ausreichend Platz. Auch die Verpflegung ist kein Problem. Überall gibt es Möglichkeit zur Einkehr und man hat unzählige Möglichkeiten zu Speis und Trank. Darüber hinaus hat auch Deutschland im September viel zu bieten: Pilze, Mais, Kartoffeln und Obst in vielen Sorten. Der Tisch ist reich gedeckt.

Mehr Gedanken mache ich mir über mein Rad. Zwar ist es erprobt und schon viele Kilometer gefahren, aber diesbezüglich werde ich keine Experimente machen. Zwar gibt es genug Möglichkeiten ein Rad fachmännisch reparieren zu lassen, jedoch habe ich nicht die Zeit, das Geld und die Muse dies zu tun. Ich werde, was das angeht, versuchen alles allein zu machen. Auch wenn jetzt mein Reparaturset allein drei Kilogramm wiegt. Dafür ist aber alles drin - von der Ersatzkette bis zur Standpumpe. Ich möchte dadurch unnötig lange Aufenthalte und Kosten beim Radfachhandel vorbeugen.

Ich habe mir eine Woche Zeit genommen und starte am 18.09.2010 um 11:00 in Leipzig immer Richtung Süden.

Von Leipzig nach München

1. Etappe Leipzig bis Gera, Fahrzeit in 4h 40min, Durchschnitt 18km/h, 84,9km gefahren

Die erste Etappe führte uns von Leipzig aus über Pegau nach Gera. Es handelte sich um eine schöne Tour durch Sachsen, immer an der Elster entlang, durch Dorfer, Städte und Felder. Die Strecke ist gut beschildert und es macht Spaß sie zu fahren - man verlässt jedoch nie so richtig den städtischen Bereich.

Zwei treue Begleiter, Freund und Rad


2. Etappe Gera bis "hinter" Oelsnitz in 6h 19min, Durchschnitt 15km/h, 96,1km gefahren

Am zweiten Morgen ging es 10:00 los Richtung Plauen. Wieder folgen wir der Elster bis zum Tagesziel Oelsnitz. Es geht übers Land, den ersten Wald. Die kommenden Berge kündigen sich an.



Nachtlager

Morgensonne

Das Nachtlager war aufgebaut, es war 23:00 und tiefe Nacht. Wir wählten einen Platz an der Ostseite eines Feldes, um mit der Morgensonne Kraft und Wärme für den Tag zu tanken. Plötzlich wurden wir von Licht und Motorengeräuch geweckt. Was nun? Wo ich war, gibt es keinen Müll, keinen Flurschaden und eben kein Problem. Doch trotzdem bin ich auf das Verständnis des Grundstückseigners angewiesen. Das war jetzt eine solch aufregende Situation. Fakt, der Bauer pflügt sein Feld tief in der Nacht. Nachdem er sich mit jeder weiteren Furche unserer Position genähert hatte, hielt er inne und betrachtete aus dem Innern des Traktors die Situation. Und... entschied, dass es in Ordnung ist, oder dass er es gut findet, oder dass es zu spät ist sich zu ärgern. Wir wissen es nicht, denn er pflügte weiter und wir konnten weiter schlafen. Danke für das Verständnis!

3. Etappe Oelsnitz bis Walsdassen in 5h 6min, Durchschnitt 15km/h, 76,7km gefahren

An diesem Tag ging es weiter in die Berge und ich verfluche in diesem Augenblick bereits die 115 kg Gesamtmasse auf meinem Rad, welches meine armen Beine jetzt mit 4,7 km/h den Anstieg hochschaffen müssen.


Die Streckenteile werden kürzer, die Pausen länger, es läuft nicht so richtig - mein Tiefpunkt ist erreicht. Ein Ausblick an diesem Tag ist der Mittagsschmaus, frisch gesammelte Pilze und Kartoffeln, mit Ei und Soße.


Und endlich wir erreichen die bayrische Landesgrenze, meinen persönlichen Scheitelpunkt.


Doch gerade wo es anstrengend ist, kommt auf einmal der Weg völlig durcheinander. Ich weiß von Freunden, dass die Gegend um Waldsassen schlecht ausgeschildert sein soll. Und es stimmt, das komplizierteste Stück ist genau hier. Wege ohne Schild, Schilder ohne Wege. Orte, die keiner auf der Karte hat, Ziele, die nicht da sind, wo sie sein sollen. Vor und zurück, hin und her und das alles in bergigem Gelände. Es geht nicht vorwärts. Wir sind gezwungen ein "Notlager" aufzuschlagen. Bereits in tiefer Dunkelheit völlig erschöpft kann ich nur noch ans Schlafen denken.


4. Etappe Waldsassen bis Schwarzendorf in 7h 35min, Durchschnitt 18km/h, 137km gefahren

7:00 geht es an diesem Morgen los, wir müssen Stecke aufholen. Es geht bis Weiden und dann weiter nach Süden die Flusstälern entlang. Es ist als ob eine höhere Kraft es gesehen hätte. An diesem Morgen ist es traumhaft schön, ich fühle mich wesentlich kräftiger als gestern und die Strecke verläuft fast immer völlig eben.


Wir kommen gut voran und jetzt läuft es. So schaffe ich es an diesem Tag noch weit an Nabburg vorbei bis Schwarzendorf, bis mich die Dämmerung vom Rad holt. Das Tagesziel ist erfüllt, ich habe aufgeholt.


Naabtalradweg, am Fluss entlang

... und durch Wälder

5. Etappe Schwarzendorf bis Nandlstadt in 7h 46min, Durchschnitt 17 km/h, 139 km gefahren

7:00, ich behielt das Früh aufstehen bei und setzte mich bei dichtem Nebel auf mein Rad. Die gefahrene Strecke vom Vortag beflügelte mich und ich werde fitter. Über Nebenstraßen folge ich den Flüssen über Felder und Wälder.


Frühstück an einer Radfahrerkapelle


Bis ich endlich bei Bad Abbach auf die Donau treffe. Ihr folge ich bis Kehlheim und halte mich südlich an den Abendsradweg, dem letzten Teilstück meiner Tour.


Die Donau

Ich komme weiter sehr gut voran, das Gelände ist flach und gut ausgeschildert. Und ich stärke mich in regelmäßigen Abständen mit Bier und Kuchen, oder Spätzle und Leberkäse.


Bei Elsendorf kreuzt meine Strecke die deutsche "Hopfenrute" eine Mehrtagestour über Hopfenfelder, die mit Brauereien verbunden sind... Hätte ich doch mehr Zeit... Aber es geht immer weiter nach Süden.


Gegen 19:00 ziehe ich Bilanz. Ich bin in den letzten zwei Tage sehr weit gekommen und liege jetzt weit vor meinem Zeitplan. Ich suche mir ein wunderschönes Gut zum übernachten und nutze die Abensonne zum erholen.


Huberhof in Airischwand


6. Etappe Nandlstadt bis München (Aumeisterei) in 3h 45min, Durchschnitt 16,4km/h, 61,7km gefahren

7:30 fahre ich los. Es ist nicht mehr weit bis München. Über Freising fahre ich den Isarradweg bis in den Englischen Garten in München.


Mein Tourziel Aumeister in München

Ich bin da und München begrüßt mich mit Sonne pur. Ich nutze die Chance und sonne mich an den Isarwiesen im Englischen Garten. Ein wirklich schönes Ende meiner Reise.

Kuriositäten und Erfahrungen:



Premberg, sehr fragwürdig auf einer Höhe zwei identische Ortsschilder. Und was soll die aufgemalte 50 km/h Beschränkung auf der Straße auf Höhe der Schilder?

Einfach mal die Aussicht genießen?
Ein Weg - drei Richtungen. Ist man noch fit will man lachen, ansonsten einfach weinen
Was die Menschen hier immer nur so langfahren???
"Entschuldigung bitte, wissen Sie wo genau der Radweg nach Großbüchlberg entlangführt?"

Auf dieser Tour war ich öfter gezwungen nach dem Weg zu fragen als je zuvor. Meist in Ortschaften wurden Schilder zerstört, unkenntlich gemacht, verdreht oder einfach geklaut. Warum das so ist, weiß kein Mensch. Sehr ärgerlich für jemanden der darauf angewiesen ist. Nach etwa 50 Weg-Erfragungen steht fest:

- Frage immer nur eine Person, sonst streiten die sich womöglich noch über den Weg. "Sorry, das wollte ich nicht."
- Frage immer lieber Frauen als Männer - ich weiß zwar jetzt wo der heimische Fussballverein trainiert, aber trotzdem nicht, wo genau der Radweg durch Waldsassen langführt.
- Frage nur Menschen unter 70 Jahren. Ich hoffte auf die Erfahrungen der vielen vergangenen Jahre, musste aber während des Gespräches viermal neu erklären, wo ich hin möchte.
- Frage immer nur Menschen, die den Anschein machen eure Hobbys zu teilen. Nachdem mich eine Frau in einer Stadt in eine völlig falsche Himmelsrichtung schickt, fragte ich genau nach. Die Antwort war "Nein. Ganz sicher. Dort raus gibt es nur Wald und Wiesen, da kommen Sie nicht lang.". Danke für die Sorge, aber ein Überlandradweg führt nahezu nur über Wald und Wiesen.
- Und frage immer einen Einheimischen und einen Ortsfremden nach dem selben Weg. Nur wenn beide denken dieser ist es, dann ist er es auch. Erstaunlicherweise kamen die meisten Falschaussagen von Leuten aus der Gegend, warum das so ist, keine Ahnung.
Auf jedenfall muss ich mich bedanken, denn an Hilfsbereitschaft hat es zu keiner Zeit gemangelt.

Randdaten meiner Tour:


- kürzeste Strecke: 76 km, gleichzeitig auch die anstrengenste Strecke über Plauen
- längste Strecke: 139 km durch die Oberpfalz und Niederbayern
- schönste Strecke: der Naabtalradweg von Weiden bis Nabburg
- schnellste Fahrt: 69,7 km/h, langsamste Fahrt 4,8 km/h
- gesamte Strecke: 533 km in 34 h Fahrzeit und auf 5 Tage verteilt
- gefahrene Radwege in Abfolge: Elsterradweg, Grünes Dach (der Eger entlang), Krönungsweg, Naabtalradweg, Abensradweg, Donauradweg und Isarradweg
- Städte in der Abfolge: Leipzig, Gera, Plauen, Oelsnitz, Asch, Weiden i.d. OPf., Nabburg, Burglengenfeld, Bad Abbach, Kelheim, Abensberg, Haag, Freising und München

Fazit


Eine wirklich sehr schöne Tour. Der Anfang ist zugegeben sehr anstrengend und verlangt Kondition. Ab Waldsassen jedoch führen die Radwege immer den Flüssen entlang durch das Tal und werden nahezu eben. Ab hier fährt es sich deutlich entspannter gen Süden. Auch die Beschilderung ist, ausgenommen um Waldsassen (hier ist wirklich Nachbesserung empfohlen), vorbildlich und wenn nicht beschädigt, einfach nachzuvollziehen. Auch begegnete mir überall Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit. Und wenn es dann noch der "Wettergott" so gut meint, wie in dieser Woche, ist diese Radreise wirklich zum Nachmachen zu empfehlen.

Kurt


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